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Maren Jopen

Wenn Arbeit erschöpft

2010 gründete ich mit meinem Vater das Sozialunternehmen Leonhard | Unternehmertum für Gefangene. Als ich vor vier Jahren als Geschäftsführerin dort aufhörte, hatte meine Abschiedsmail den Betreff “18 Sommer”. Die Geschichte ging so: Ich war bei einem Freund zu Besuch und bei ihm hing ein Schild mit der Aufschrift “18 Sommer” am Kühlschrank. Es war seine tägliche Erinnerung daran, dass er - sollte alles glatt laufen - mit seinen Kindern 18 Sommer zur Verfügung habe, bevor diese ihr eigenes Leben führen und im Sommer ach-was-weiß-ich-was machen.

Ich fühlte mich damals überarbeitet. Ich hatte Sehnsucht nach entspannter Zeit mit meinen Kindern. Ich war es leid, zu hetzen. Ich wollte gemütlich Marmelade einkochen und Brot backen. Da kam mir die Erinnerung mit den 18 Sommern gerade recht. Das Dilemma: ich hatte mich sieben Jahre zuvor aus den - wie man so schön sagt - Fesseln des Angestellten-Daseins befreit, war Mit-Gründerin, hatte eine Aufgabe mit dem ultimativen Sinn und sogar finanziell lief es nach einigen Durststrecken in Ordnung. Das Ende war für mich sehr schwer einzugestehen. Ebenso herausfordernd war das Unverständnis von manchen aus dem Umfeld, die diesen Schritt nicht verstehen konnten. “Was passt denn nun schon wieder nicht?!”.

Dennoch hörte ich auf und blieb erst einmal daheim. Dieser Zustand hielt ungefähr drei Monate, dann saß ich mit den Kindern und meinem Mann im Flugzeug nach Asien und haute ein halbes Jahr lang unser komplettes CO2-Kontingent für dieses und die nächsten drei Leben auf den Kopf.

Wenn ich heute auf das Ende meiner Zeit bei Leonhard zurückblicke, glaube ich, dass ich gar nicht so sehr wegen der vielen Arbeit erschöpft war. Zumal ich heute sogar mehr arbeite und mich dabei wesentlich vitaler fühle.

Wenn ich ganz ehrlich bin, lag meine Erschöpfung wohl darin, das Gefühl zu haben, nicht mehr am richtigen Platz zu sein. Mir fehlte die tiefe Verbindung zu meiner Zielgruppe, das echte Verstehen und Nachfühlen ihrer Bedürfnisse und Probleme. Das ist heute in der Jopenau anders und daraus schöpfe ich eine enorme Kraft, Zuversicht und Freude. Aus dieser Erfahrung heraus, ermuntere ich meine Teilnehmerinnen immer und immer wieder, sich intensiv mit der “Lieblings-Zielgruppe” auseinander zu setzen. Oftmals entfalten wir dann unsere volle Wirksamkeit und Power, wenn wir mit den Menschen arbeiten, zu denen wir eine tiefe Verbindung spüren.

Ein weiterer Grund, warum wir die Arbeit als erschöpfend empfinden können - obwohl wir vielleicht mit den für uns richtigen Menschen arbeiten - kann der folgende sein: wir haben noch nicht herausgefunden, WIE wir wirklich wirksam sein können. Also wie wir die Produkte und Dienstleistungen schaffen, die einen wirklichen Nutzen in der Lieblings-Zielgruppe stiften und für einen guten finanziellen Ertrag unsererseits sorgen. Ein spannender Prozess, durch den die Teilnehmerinnen der MASTERCLASS momentan gehen.

Heute habe ich weder Zeit zum Marmelade einkochen noch Brot backen und genieße jeden Tag der noch 10 verbleibenden Sommer mit meinen Kindern.


Gute Ideen für Neues Unternehmertum

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