Je länger ich Unternehmerin bin, über das Thema nachdenke und mich mit anderen dazu austausche, spüre ich den tiefen Wunsch in mir, dieses Feld nicht nur den Gschaftlhubern und den schnellen Jungs zu überlassen.
Das scheint mit dem in den Sozialen Medien laut werdenden Ruf nach mehr Gründerinnen einher zu gehen. Gerne wird die Zahl aus dem Female Founders Monitor 2020 zitiert, die besagt, dass nur knapp 16% der Startups von Frauen gegründet werden. Was sind aber eigentlich Startups? Laut der Studie sind sie
jünger als zehn Jahre
mit ihrer Technologie und/oder ihrem Geschäftsmodell innovativ
haben bzw. planen ein signifikantes Mitarbeiter- und/oder Umsatzwachstum
Der letzte Punkt ist aus meiner Sicht entscheidend. Um dieses signifikante Wachstum in relativ kurzer Zeit zu realisieren, wird man in den meisten Fällen versuchen, externe Geldgeber mit ins Boot zu nehmen. Natürlich lassen sich diese nur auf das Spiel ein, wenn die Wachstumsprognosen entsprechend attraktiv sind. Und das bedeutet Druck.
Ein Unternehmen, das schnell und mit viel externer Energie (Geld) von außen wächst, kann zum Monster werden. Ein Monster, das einem in seiner Komplexität, mit seinem Druck und mit den vielen Wachstumsschmerzen (schnell viele neue Mitarbeiter, die wenig Zeit haben, sich als Team zu finden usw.) den Schlaf raubt. Plötzlich ist der Gründer kein Unternehmer mehr, sondern ein Manager, an den ganz neue Anforderungen gestellt werden, nämlich den Laden zu schmeißen. Ist das die Selbstbestimmung, von der er vor der Gründung geträumt hat und die er sich als Unternehmer wünscht? Oder ist das am Ende sogar ein selbstgebautes Gefängnis?
Meine These lautet, dass viele Frauen darauf keine Lust haben. Wenn sie gründen, dann nach anderen Regeln, oftmals langsamer und dafür nachhaltiger. Gestützt wird meine These durch eine Erhebung ebenfalls im Female Founders Monitor, die besagt, dass 40% der Existenzgründungen weiblich sind.
“Das liegt daran, dass zu den 40% der Existenzgründerinnen (im Gegensatz zu den Startups) auch die strickende Mama zählt, die gelegentlich ein paar Wollsocken auf Etsy verkauft”, mag jetzt so mancher einwenden. Na und?! Sind sie deshalb keine Unternehmerinnen, die gestalten, (sich) ausprobieren, sich dem Markt stellen, Chancen nutzen, innovieren?
Ich möchte keine der beiden Seiten verteufeln oder gut heißen. Ich möchte lediglich für die Breite zwischen Risikokapital und Wollsocken sensibilisieren. Mein Anliegen ist, dass Unternehmertum als das begriffen wird, was es eigentlich ist: selber loszugehen, es anzupacken, etwas zu unternehmen. Zu prüfen, welche Ressourcen man zur Verfügung hat, welches wirkliche Problem man da draußen lösen möchte. Das nicht Vorhersehbare aushalten zu können und sich immer wieder darauf zu besinnen, wofür man angetreten ist und sich darauf zu konzentrieren, achtsam einen Schritt nach dem anderen zu machen. Offene Augen und Ohren für sich auftuende Chancen zu haben. Sich auf dem Weg Partner an Bord zu holen, die unter den aktuellen Umständen der Unsicherheit bereit sind, ihre Ressourcen zu investieren. Losgehen, sich ausprobieren, hinfallen, neu machen, wachsen. Das ist Unternehmertum.
Natürlich gibt es sie, die klugen und herzlichen (Impact-) Investor*innen, die mit ihrem Geld einer wirklich guten Idee aus der Taufen helfen. Das kann - wenn es ohne externes Geld nicht geht - auch aus meiner Sicht ein guter Weg sein. Wenn das Unternehmen als lebendiger Organismus begriffen wird, der in einem gesunden Tempo wachsen darf.
Aber es gibt auch die einfachen, überschaubaren Gründungen, die keine große Finanzierung benötigen, die aber dennoch echte Probleme, nämlich die ihrer Kunden, lösen und für ein gutes Auskommen sorgen. Da liegt so viel ungenutztes Potential in unseren Gesellschaft. Unternehmertum ist jedem Menschen möglich. Und lasst uns nicht vergessen, worum es am Ende geht: ein geglücktes Leben!
Gute Ideen für Neues Unternehmertum
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