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Warum ich sieben Jahre im Gefängnis war

Sieben Jahre hinter Gittern. Warum? Nein, wofür!


Es ist genau 6 Jahre her. Es war Dezember, kurz vor Weihnachten.


Vor mir steht Fabian. In seinen Augen funkelt es verdächtig. Er ist gerührt.


Fabian steht kurz vor der Entlassung. Er hat mir gerade erzählt, wie viel Angst er früher vor diesem Moment hatte.


Angst vor der Entlassung? Das stellt man sich als freier Mensch irgendwie anders vor. Aber Fabian ist schon mehrmals auf freien Fuß gesetzt worden und dann jedes Mal im selben, schädlichen Strudel gelandet. Jedes Mal ist er wieder ins Gefängnis zurückgekehrt.


Der sogenannte Drehtür-Effekt.


Er reißt sich zusammen, heulen ist im Gefängnishof nicht so angesagt. Leise spricht er weiter: "Die Angst ist nicht ganz weg, aber ich weiß, dass es dieses Mal anders ist. Das erste Mal in meinem Leben weiß ich, WOFÜR ich es anders machen werde."


Wir stehen uns gegenüber und sehen uns in die Augen. Er kennt den Grund, wofür er ein neues Leben beginnen möchte und ich kenne den Grund, wofür ich diese Arbeit mache. Danke.


Das Wofür hat Fabian in 20 Wochen entwickelt. Er war Teilnehmer des Programms Leonhard | Unternehmertum für Gefangene, das ich 2010 mit meinem Vater gegründet und bis 2017 mit ihm geführt habe.


Wir haben Strafgefangene begleitet, nach der Haft ihr eigenes, kleines Unternehmen zu gründen. Ziel war, unabhängig von der Gunst eines potentiellen Arbeitgebers zu werden und ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit zu führen. Und sich selber und anderen Menschen keinen Schaden mehr zuzufügen.


Als wir in der ersten Unterrichtswoche über das Wofür – also die persönliche Vision jedes einzelnen - sprachen, war die Skepsis der Kursteilnehmer riesig. Einige von ihnen saßen schon viele Jahre im Gefängnis. Was sollten sie schon für eine Vision haben, außer der, eines Tages endlich hier raus zu kommen und "es irgendwie besser zu machen"?


Im Laufe der Wochen konnten wir sie dafür gewinnen, sich damit auseinander zu setzen. Sie fingen an, den Zauber zu spüren, der in diesem subtilen, zarten Ansatz liegt, dem man sich anvertrauen kann.


Es fing an mit einer leisen Sehnsucht, die geweckt wurde und die, je mehr sie sich damit beschäftigten, immer intensiver und kraftvoller wurde. Eine manchmal etwas wolkige Beschreibung von dem, was tief in jedem einzelnen steckt. Ein wundervoller Startpunkt, von dem sie sich langsam weiterentwickeln konnten und ihnen die Angst vor den großen Zielen und damit vor der Zukunft nahm.


Heute arbeite ich mit Frauen, die oftmals im goldenen Käfig sitzen. Ein Käfig aus Verpflichtungen, Erwartungen und Angst vor Misserfolg und Ablehnung.


Frauen, die eine Sehnsucht nach "mehr" spüren. Denen aber irgendwie das "Wofür" fehlt.


Wir müssen nicht unser komplettes Leben umschmeißen, aber wir können alte Muster durchbrechen. Für uns einstehen. Ehrlich zu uns selbst und unserem Umfeld sein.


Uns schrittweise voran tasten und immer mehr von dem in unser Leben holen, was uns wichtig ist. Ohne dabei eine schlechte Mutter, Tochter, Partnerin oder sonst was zu sein.


Viele von uns haben so viel bessere Startbedingungen als Menschen, die eine kriminelle Laufbahn einschlagen. Lasst uns etwas daraus machen. Unser eigenes Leben gestalten.


Ob das in einer Selbstständigkeit mündet oder nicht, ist für mich dabei zweitrangig. Es geht um Selbstermächtigung. Darum, zu lernen, an sich selbst zu glauben und einen Fuss vor den anderen zu setzen.


Mein Wofür ist es, Menschen aus den (vermeintlichen) Fesseln zu befreien, die sie zurückhalten, ein selbstbestimmtes, erfülltes und abwechslungsreiches Leben zu führen.


Dass das geht, habe ich im Gefängnis gelernt.


Gute Ideen für Neues Unternehmertum

Lerne mich und die Jopenau besser kennen und melde Dich zu meinen News an. Ein Mal pro Woche teile ich meine praktischen Impulse rund um anders gründen und anders Unternehmerin sein und meine Erlebnisse aus dem Leben einer Teilzeit-Unternehmerin:


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